Geschichte - Fischereiverein Selb e.V

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Die Geschichte der Markgrafenteiche


Die heute als "Markgrafenteiche" bekannten Gewässer sind Teil einer Teichplatte. Ihre Entstehung geht bis in das 15 Jahrhundert zurück, obgleich nicht für jeden einzelnen der Teiche ein Beleg auffindbar ist. Erst Ende des 18 Jahrhunderts, als die Markgrafschaft Bayreuth nicht mehr existierte, bürgerte sich der heutige Name für zwei von ihnen ein; in Erinnerung daran, dass sie einst zu den Kammergütem der Bayreuther Fürsten gehört hatten. Dramatische Ereignisse brachten in den Jahren 1412 bis 1414 die Gebiete um Selb an die Markgrafschaft Brandenburg - Kulmbach - Bayreuth. Bis dahin waren sie von einem Adelsgeschlecht, den "Förstern von Selb", als Teil des Egerer Reichslandes, der "Regio Egere", verwaltet worden Markgraf Friedrich gliederte das neu erworbene Gebiet seinem Land, der Markgrafschaft Kulmbach, an. Er verlieh 1426 Selb das Stadtrecht und übernahm auch die alten Rittersitze der Forster und die Lehenseinkünfte der hier befindlichen Bauernhöfe und bürgerlichen Anwesen. Während letztere ihre Abgaben an das Kastenamt der Markgrafen leisteten, wurden etliche Güter als sogenannte "Kammergüter' ausgewiesen, über deren Erträge der Landesfürst unmittelbar verfügen durfte. Sie wurden der fürstlichen Domänenkammer, zugeführt und dienten vor allem dem Unterhalt der markgräflichen Bauten und der Hofhaltung. In Selb waren es 15 kleine Bauernhöfe, diverse Felder und die oben genannten Teiche. (Die Teiche waren also entweder schon von den Förstern vor 1412 angelegt worden, stammten aus kirchlichen. Vermögen oder wurden kurz nach dem Übergang an die Markgrafen im 15 Jahrhundert gebaut). Im Jahr 1498 wurde ein erstes "Landbuch der Sechsämter" angelegt. Aus der darin enthaltenen Grenzbeschreibung ist ersichtlich, dass die Waldabteilung mit diesen Teichen zwischen den damaligen Forstabteilungen Rospach, Buchwald, Laden- und Wolfsbrunnen "Distelwald" genannt wurde . Heute noch heißt die Flur unterhalb des Schutzteiches "Distelacker". Im Landbuch sind bereits der "Erlteich", der "Schutzteich" und der "Breite Teich" benannt (folglich wird es wohl auch schon den "Langen Teich" gegeben haben) Auch die "Steinfurt" kommt vor. Diese Furt war der Übergang der alten Straße von Selb nach Eger, die hier einen Bach durchquerte und auf dem Damm zwischen den beiden Markgrafenteichen verlief. Auch die Teiche "im Roßpach" (in der Flur zwischen Stopfersfurt und dem "Langen Teich") gab es bereits. Zu einem "Weiher an der Steinfurt" wird sogar die Größe von 20 Tagwerk (ca. 6,8 ha) angegeben, die zu einem Markgrafenteich passen könnte. Beiläufig erfährt man, dass damals durch "Weiherschütter" noch weitere große Teiche angelegt wurden. Konkrete Belege dafür lassen sich aber nur dem "Weiher in der Lausen" (dem heutigen "Wunsiedler Weiher") zuordnen.

Markgraf Georg Friedrich (1522 - 1604) ließ 1582 ein Jagdschloss erbauen und besuchte die Selber Reviere regelmäßig. Der Selber Amtmann war nun zugleich der Oberjägermeister "auf dem gebirg". Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Verwaltung der markgräflichen Forste einschließlich der darin gelegenen Reuthgrundstücke und Teiche.

In diesem Zusammenhang tauchen die "Teiche im Distelwald" in einem Inventar auf, das 1624 der Gerichtsschreiber Augustin anfertigte. Darunter waren "drei Kaufbrief und zwei Kaufzettel, die Weyher im Distelwaldt, als breit: und Schuzteich betreffend". Mehrere "Gemeine Marcks Teuch und Weyer" wurden an Lichtmess 1627 "volgenden persohnen uff sechs Jahr verlassen worden". Der "Breite Teich" und der "Schutzteich" gingen an Bürgermeister Balthasar Roder, "sind beseczt aks 16 Schock (960 Stück) Karpfen seczling in preittenteich, waß von hechten einsacz ist so mit gerechnet", im "Schutzteich" waren 4 Schock (240 Stück) Karpfen. Der "Weiherzins" betrug 24 Gulden jährlich, der "untere Marksteich" ging an Bürgermeister Nied Sackh. er wurde besetzt mit "4 Schock (240 Stück) Karpfensetzling und Hecht", der "Weiherzins" betrug 6 Gulden 1 Ort jährlich Der "obere Marksteich" wurde verpachtet an den Förster Matthes Burgel und den Ratsherrn Wilhelm Povenz. Er war besetzt mit "6 Schock (360 Stück) Karpfensetzling und Hecht"; der "Weiherzins" betrug 10 Gulden jährlich. In allen Fällen war jeweils zu Michaelis (29. September) ein Teil der Pacht an "gnädige Herrschaft" (Markgraf) und der Rest an die Gemeinde abzuführen.


Im Jahr 1630 ließ Markgraf Christian das Selber Schloss noch einmal vergrößern. Inzwischen war der Dreißigjährige Krieg ausgebrochen. Das Sechsämterland wurde von Truppendurchzügen und Übergriffen kaiserlicher und schwedischer Heere schwer betroffen, wirtschaftlich ruiniert und zeitweise auch weitgehend entvölkert. Als das "Lißauische Regiment" 1636 auftauchte, war die Stadt durch vorhergehende Ereignisse zahlungsunfähig. Als Retter in der Not erwies sich der Selber Metzger und Gastwirt Andreas Grembs. Er lieh der Stadt das Geld aus seinem Privatvermögen. Als Sicherheit wurden ihm am 18. März 1636 drei Hypothekenbriefe "auf den oberen und unteren Marcks wie auch Schuz Teuch" ausgestellt. Da die Stadt über viele Jahre keine Anstalten machte das erhaltene Darlehen zurückzuzahlen, gab er die über diese Teiche ausgestellten Briefe an seine Gläubiger weiter und so landeten sie irgendwie bei der Stadt Eger. Erst am 21 Juli 1668 wurde die Sache wieder bereinigt. Grembs hatte die Hypothekenbriefe in Eger abgelöst und händigte sie wieder an die Stadt aus. Man zog verschiedene Beträge ab, die inzwischen aufgelaufen waren, doch selbst danach reichte das Geld noch nicht und Grembs verzichtete auf die Rückzahlung der Restsumme.


Markgraf Christian Emst (1644 - 1712) kam 1655 an die Regierung. 1664 stiftete er das Gymnasium "Collegium Christian Ernestinum" in Bayreuth, dotiert mit Einkünften aus den Selber Kammergütern. Offenbar wurde der zu den Schlössern gehörende Grundbesitz nun Stück für Stück veräußert. Das zeigt zum Beispiel ein Streit im Jahr 1669. Es ging um die Wässerung einer Wiese im Distelwald unter dem Schupfenteich, die der Selber Bürger Carl Schaller aus dem Nachlass des verstorbenen Gabriel Ritschei von Hertenberg gekauft hatte. Zur Klärung der früheren Nutzungsrechte wurden als Zeugen alte Männer aus Längenau und Silberbach angehört. Diese sagten, dass diese "Gereimb" (Geräum bezeichnet ein ausgeräumtes Rodungsland im Wald) schon von den Vorbesitzem als Wiese genutzt worden sei. Die Wässerung sei aus dem "Öhrlteich" bis zu einem Grundstück unter der Steinfurt geleitet worden, die strittige Wiese habe man aus dem "Breiten Teich" gewässert. Aus dem Schutzteich habe man das Wasser "nirgends anderswohin" leiten dürfen, als bis der Breite Teich ganz gefüllet" war. Dann erst durften andere Teiche und Wiesenwässerungen bedient werden. Ab 1680 entstand das Hammerwerk Wellerthal. Sein Besitzer Joh. Christoph Weller erwarb den "Langen Teich"; seine Erben, die von Paschwitz, hatten ihn noch 1674 inne. Als 1691 die von Lindenfels das Rittergut Erkersreuth übernahmen, gehörten dazu mehrere der ehemals markgräflichen Teiche ("Breiter Teich", "Erlteich", "Schutzteich" und die bei Buchbach liegende Teichkette).


1703
stiftete der Markgraf zum Unterhalt seines Gymnasiums in Bayreuth sechs Kammergüter in Selb, nebst dem Ertrag "von denen reservierten Wiesen, Weyhern und Frohngeldem zu Selb". Die übrig gebliebenen "Weiher im Distelwald", also die Markgrafenteiche und der Steinfurther Teich gehörten dazu, waren als Lehen an Bürger und Bauern vergeben. Der Grundbesitz wurde nach und nach vererbt, die daran geknüpften Steuer- und Abgaben lasten wurden bis 1848 gesondert berechnet und der Stiftung zugeführt.


Forstkarte von 1774


Markgraf Friedrich (1735 bis 1763) und die bekannte Markgräfin Wilhelmine wandten sich von Selb ab und erbauten das Schloss Kaiserhammer 1743 gründete er die Universität Erlangen Die Einkünfte aus den Kammergütem in Selb wurden nun dem Bayreuther Gymnasium entzogen und der Universität zugesprochen Deshalb nannte man sie nun "Universitätsgüter" Die Stiftung umfasste 9934 Gulden jährlich. Davon kamen 2140 Gulden aus den Selber Gütern. Dazu gehörten nun nur noch die beiden "Markgrafentetche". Dar Steinfurther Teich hieß nun "Günthers-Teich", denn er war inzwischen an den


Bauern Simon Günther aus Langenau verkauft worden. Ein "Universitätsverwalter" wurde bestimmt, um die Einkünfte aus Selb und Thierstein der Universitätsstiftung zuzuführen. Dieses Amt begleitete Simon Gottlieb Weiß (1745 - 1752) und Johann Friedrich Ballmann aus Wunsiedel (1752 - 1778), dann Heinrich Immanuel Hall (1778 - 1787) und Heinrich Nicolaus Feiler aus Selb (1787-1795), danach das Kastenamt Wunsiedel. Bei Markgraf Friedrichs Tod hinterließ er immense Schulden. Markgraf Carl Alexander aus der Ansbacher Linie, der ihn beerbte, versuchte diese Schulden abzutragen, indem er viele Liegenschaften im Selber Land verkaufte und versteigern ließ. So kam 1775 das Selber Schloss mit seinem Zubehör an Bürgerliche. Bis dahin nicht verkaufte Immobilien kamen, am 28. März 1781 aufgrund einer vorhergegangenen "General und Special Subhastation" zur (Zwangs-)Versteigerung. Der Selber Hufschmied Wolf Peter Zapf erwarb den "oberen Marckts Teich" (ca. 13 Tagwerk) für 230 Gulden. Die Webermeister Johann Lorenz Hechtfischer und Johann Mattheus Meyer ersteigerten für 200 Gulden den unteren (angeschlagen auf 11 Tagwerk). Auf beiden Teichen lastete ein Reuthzins - 1 fl. 24 Xr. vom oberen und 1 fl. 36 Xr vom unteren -, der weiterhin an die Universitätsstiftung floss. Außerdem machte man ihnen zur Auflage, die Dämme mit den darüber führenden Wegen "in tüchtigem Stand zu halten". Die Verkaufserlöse flössen je zur Hälfte an die Stadt Selb und in die Kasse des Markgrafen.
Markgraf Alexander verließ 1792 das Land und übergab es Preußen. Weiterhin zahlten die Besitzer der Markgrafenteiche Weiherzinse an die Universitätsstiftung. So blieb es auch unter der Besatzung durch die Franzosen (1804 -1810). Der Universität flössen aus den Selber Gütern 60 000 fl zu. Sie machten etwa 20 % des Stiftungsvermögens aus.
Etwa zur selben Zeit wurde das bankrotte Hammerwerk Wellerthal aufgelöst und die zugehörigen Grundstücke - auch der "Lange Teich" versteigert Auch die Raithenbach auf dem Rittergut Erkersreuth waren zahlungsunfähig. Es wurde 1800 verkauft und 1811 zerschlagen. Dabei kamen die oben angeführten Teiche an bürgerliche Besitzer. Zu einer Art von "Rurbereinigung" kam es 1848 unter bayerischer Verwaltung Die alten Teiche im Distelwald und die dazwischen liegenden Reuthgrundstücke hatten jetzt ca. 30 bürgerliche Eigentümer, alleine die Markgrafenteiche acht Besitzanteile.

Die Markgrafenteiche heute


Heute werden die Markgrafenteiche vom Fischereiverein Selb e. V. bewirtschaftet. Die idyllischen, weitgehend waldumrahmten Teiche sind ein malerischer Anblick, den Spaziergänger ebenso wie viele Angler genießen. Der Fischereiverein Selb e. V. kümmert sich als Anteilseigner und Pächter der Teiche auch um einen ordentlichen Fischbestand. Zum Bestand zählen Karpfen, Schleien, Forellen, Rotfedern, Moderlieschen, Brassen, Güstern, Welse, Zander und Hechte.

Nr.:

Fläche

Landbuch 1499

Name

Karte 1774
Name Besitzer

Inventar 1902/1912
Name

Heute
Name

1

1.12 ha

Öhrlteich

Erl-Teich

v.Lindenfels

Erlteich

Erlteich

2

1.70 ha

Schutzteich

Schutz-Teich

Schützteich

Schützteich

3

1.80 ha

k.a

Felbersteich

   

4

0.60 ha

k.a

Fischersteich

   

5

10.36 ha

preutten Teich

Breithe-Teich

Schützteich

Schützteich

6

1.50 ha

am Steinfurth

Günthers-Teich

bürgerlich

Steinfurter Teich

Steinfurter Teich

7

5.98 ha

die Weiher am
Steinfurth

obere Marggraffen-Teich

Universität
Erlangen

Großer Weiher

oberer Markgrafenteich

8

5.52 ha

untere Marggraffen-Teich

Großer Weiher

unterer Markgrafenteich

9

2.88 ha

k.a

Lange-Teich

v.Paschwitz

Langer Teich

Langer Teich

10

3.22 ha

im Roßbach

k.a

bürgerlich

k.a

versch. Namen

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